Freitag, 16. Mai 2008

DER ABGANG – oder der richtige Zeitpunkt, aufzuhören!

Nach dem „Müßiggang“ und dem „Stuhlgang“ habe ich mich entschlossen, aus dem ganzem eine Trilogie zu machen – und was wäre passender, als den vorläufig letzten Teil meiner Crew-Blog-Beiträge, „Abgang“ zu taufen?
Danach muss ich mir was neues einfallen lassen ☺

Was ist der „Abgang“?
Der „Abgang“, ist der einzig richtige Zeitpunkt, im Nightliner (Hotelbus) das Bett aufzusuchen.
Der „Abgang“ wird in den unterschiedlichsten Formen zelebriert: Stefan „Wir-hauen-voll-auf-die-Pauke“ Brunner bevorzugt zumeist die französische Version: Völlig unverbindlich zum Pissen gehen und danach einfach nicht mehr auftauchen – Flutsch und weg!
Es gibt auch die Kandidaten, die sich vor dem „Zu-Bett-gehen“ bei jedem im Bus verabschieden, als sei es der letzte Tag... Bussi hie, Bussi da... Meine Güte… wir sehen uns ja in ein paar Stunden wieder ☺
Dann gibt es die ungemütlichen “Früh-zu-Bett-Geher”. Kaum ist die Bustür zu, verabschieden sich die ersten... Frei nach dem Motto: Ich habe heute mehr gearbeitet, als alle anderen und muss morgen ja auch wieder – schade eigentlich! Wollte mich noch mit Dir unterhalten... Naja... Gute Nacht und bis Morgen ☺!

Dann gibt es die Mittelfeld-Spieler. Sehr sympathische Leute. Halten mit Dir noch einen erfrischenden Schnack und verabschieden sich dann nach einer gefühlten Stunde unkompliziert und sind am nächsten Tag topfit.

Kommen wir zu meiner Spezies...: Die Abhänger, die Abgänger, die Grenzgänger, die Heckenpenner!
Es gibt im Bus mehr davon als man denkt – die Menschen ohne Wenn und Aber, die Menschen ohne Ende, Punkt und Komma...

Ich muss jetzt ausholen: Letzthin fragte mich per Email eine FÄNIN (weiblicher geneigter Zuhörer) was ich während einem Konzert so empfinde, und wie es denn so sei, wenn man die Leute mitsingen sieht und hört und so weiter...
An dieser Stelle ein Auszug meiner Original Antwort:

„...Zu Deiner Frage: Möchtest Du eine ehrliche oder eine freundliche Antwort?
Achwas, Du kannst es Dir einfach aussuchen...

Freundliche Antwort: Wenn ich da oben stehe und Euch sehe bekomme ich auch
eine Gänsehaut und es treibt mir die Freudentränen in die Augen. Man ist
stolz bei so vielen Menschen solche emotionale Empfindungen hervorrufen zu
können!

Ehrliche Antwort: Während des Konzertes bin ich unter Strom und mir gehen
Millionen von Gedanken durch den Kopf. Wie lange muß/kann/soll ich die
Ansage machen, damit die Kollegen bequem ihre Instrumente wechseln und ein
Schluck Wasser trinken können oder: Soll ich was zu den Pogern in der
zweiten Reihe sagen, oder nicht? Oder: Wie lange kann man das Publikum "Dein
Anblick" singen lassen? Wann ist der richtige Zeitpunkt abzuspringen, so
dass es noch jedem Spaß macht? Oder: Was ist das nächste Lied? Habe ich da
eine Ansage bzw. muß ich selber Instrument tauschen? In welchem Bund sitzt
mein Capodaster? Und, und, und...
Zur Ruhe komme ich immer erst nach dem Konzert... und zwar ein paar Stunden
später. Da habe ich dann Zeit das Erlebte zu verarbeiten und den Abend zu
reflektieren. Und dann kommen wir wieder zur freundlichen Antwort :o) Denn
ab diesem Zeitpunkt trifft sie zu! Dann sitz ich da, gemütlich mit ner Pulle
Bier und habe ein breites Grinsen im Gesicht und freue mich mit diesen
wunderbaren Menschen in einer Band spielen zu dürfen und vor so vielen
wunderbaren Menschen meine Musik darbieten zu können...“

Zurück zum Thema: Was macht der „Abgänger“ im Bus?
Er denkt!
Er verarbeitet!
Er reflektiert!
Er sortiert!
Er genießt nach Stunden der Anstrengung die Ruhe und Einsamkeit!
Deswegen muss der Abgänger auch länger wach bleiben, als alle anderen...
Es geht darum, stumm beim Busfahrer vorne zu sitzen und die Mittelstreifen der Autobahn zu zählen.
Die Gedanken sind frei...
Das ist sehr schön!!!

Der geneigte und interessierte Leser wird sich jetzt langsam fragen: Was ist denn nun verflucht noch mal der „Abgang“????
Ich werde es Euch sagen:
Der Abgang ist die Grat-Wanderung!
Der Abgang ist die minutiös geplante Organisation des Ende des Tages!
Der Abgang ist der kleine und feine Unterschied zwischen Gentleman und Berber! Der Abgang ist der richtige Zeitpunkt!
Der Abgang ist die Erkenntnis!
Der Abgang ist der Abschied!
Der Abgang ist das Loslassen vom Tag!
Der Abgang ist ähnlich dem Stuhlgang, die Bereitschaft sich auf neue Dinge einzulassen!
Der Abgang ist die Offenheit für die Zukunft!
Lieber ein gelalltes und genuscheltes „Gude Nachd...!“ als stumpf neben dem Busfahrer einzupennen...!
Der Abgang ist einfach der richtige Zeitpunkt ins Bett zu gehen – nicht zu früh und nicht zu spät!
Der Abgang ist die hohe Kunst – und wie oft habe ich ihn schon verpasst ☺

Danke für die Aufmerksamkeit,
Er
(also der Sänger..., Thomas heißt er!)

Freitag, 2. Mai 2008

Da strömt er der gemeine fan, strömt und strömt....

ch muß wohl kurz eingenickt sein. Als ich mit dem Kopf auf dem Lenkrad erwache, schalte ich gewohnheitsmäßig den Blinker und setze zum Überholen an. Beim Blick in den Rückspiegel stelle ich fest, das die linke Spur von kräftig gebauten Fans in dunklen Gewändern blockiert wird. Wie ein Puzzle setzen sich die vergangenen Stunden zusammen und in mir reift die Erkenntnis, das ich bereits angekommen sein muß. In Bochum. Vorm Matrix. Stimmt, jetzt fällts mir ein, hatte ich doch vorhin noch versucht um die Ecke, bei der Tanke, eine Titanic zu kaufen. Ich: „Habt ihr die Titanic?“ Sie (gepiercte Bochumer Darkwavequeen): „Weeß ick nich, watt isŽn datt?“ Ich: „ `ne Satirezeitung....“ Sie: „Nee, watt mit Tiere ham wa nich so.“ Nach Kaffee zu fragen habe ich mich dann nicht mehr getraut. Danke, Pisa.

Ich ziehe mich an und bahne mir den Weg durch die Massen. Beim Versuch, einem Harlekinszipfelmützenträger auszuweichen, pralle ich gegen einen Berg von einem Fan. „Schandmaul goil“ sagt der Fan und ich sage nichts. Verkniffenen Gesichtes schlage ich mich bis zu den Dickmachern durch. Als ich gefühlte 3000 Kalorien später wieder raus komme, fährt gerade der Bandbus auf den Hof. Ich wundere mich kurz, dann erinnere ich mich das John ja über Hamburg fahren wollte. Komisch, diese Engländer. Als die Security im Quartett einem Inder nachstellt kommt Wehmut in mir auf und ich fühle mich plötzlich ein bißchen wie zuhause im Osten. Wie sich herausstellt will der Inder eine Karte verkaufen. Frechheit, was die sich einbilden, kommŽ hier her....aber lassen wir das. Ich persönlich bin ja prinzipiell für mehr Security. Auf der Autobahn, zum Beispiel. Statt Mittelstreifen.

Auf der Autobahn war übrigens nichts wirklich spannendes heut Nacht, nur Füchse. Füchse, Füchse und nochmal Füchse. Einer ist sogar noch am rumlaufen gewesen. Wer hat eigentlich behauptet, das Füchse schlau seien? Bauern, die sind schlau. Die bleiben nämlich auf ihrem Acker und legen sich nicht vor den erstbesten Ford Fiesta.

Donnerstag, 1. Mai 2008

Von Huforthopaedischen Fachbegriffen und weiteren Interna

Ich, diese Tour neu in der lustigen Runde, war ja schon sehr gespannt was da auf mich zukommt, als ich am Sonntag vor der Tour von Koeln nach Groebenzell gefahren bin. Gutglaeubig wie ich bin, habe ich mich aber voll und ganz auf Monis hochtoenig lobende Worte ueber Band und Crew verlassen. Furcht schmaelernd war auch die Tatsache, dass ich Kollege Freddy und Manager Dirk schon aus Koeln bzw Bonn kannte.
In Groebenzell wurde ich dann auch herzlich von Unmengen an Klamotten und anderen Feintextilien empfangen. Gluecklicherweise wurden diese schon von Freddy in tagelanger Feinstarbeit handverlesen, fachmaennisch gefaltet und logistisch unuebertrefflich verstaut. Nach der finalen Bandprobe kam dann auch der Rest der Crew und es ging ab nach Oesiland!!!

Mittlerweile fuehle ich mich so gut in alles integriert, dass ich problemlos anhand der Schnarchgeraeusche die Gefuehlslagen und den Promillepegel diverser Bandmitglieder feststellen kann, dass ich bei huforthopaedischen Fachfragen Expertengerecht antworten kann und dass ich schon nachts die Muse-DVD rauf und runter traeume!
Auch Kollege Freddy entpuppt sich als wahnsinnige Unterhaltungsmaschine und ist gestern dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen (Ich schwoere, es war richtig knapp)!!! Er hat sich beim T-Shirt falten auf Plexiglas so unfassbar elektrisch aufgeladen, dass er beim Beruehren einer Metallkiste so eine gezwiebelt bekommen hat, dass unter Funkenflug sein Herz kurzzeitig zum Stillstand kam. Durch gutes Zureden, Haehnchenschenkel auf die Hand und viel Fluessigkeit in Form von Bier konnte sein alter Zustand aber schnell wieder hergestellt werden.
Falls ihr mich alleine am Stand stehen seht, braucht ihr euch uebrigens nicht wundern aber der Freddy braucht manchmal n kleines Nickerchen zwischendurch!



Aber am meisten haben wir ja auch mit euch zu tun. Und auch da bleiben mir nur wohlwollende Worte zu sagen: Ihr seid absolut klasse, nahezu handzahm und vorbildliche „in Reihen steher“. Toll! Solche Kundschaft wuenscht man sich ja foermlich am Klamotten-Stand!
Auch bitte ich den ein oder anderen meine Dialektunwissenheit zu verzeihen!Ich weiss einfach nicht, dass „
Westn“ in Saarbruecken Aermel haben und das Schluempfe im Osten nicht zwangslaeufig blau sind!

Wir sehen uns am Klamottenstand, bis dahin nur das Beste!

Ein Dimmermann- Ein Star

DEM UNBEKANNTEN FERNFAHRER oder KÖNNEN DIE KOLLEGEN VON DER MATRIX BITTE NOCHMAL DEN LASTWAGEN EINSPIELEN

Es ist zwölf Uhr mittags, hab mir grad meine Portion vom Glück bei den Dickmachern abgeholt und bin nun seit mehr als vier Stunden dabei den spontanen Unwillen meines Computers zu begreifen...Wir sind in Sturgart, das Fahrerherz lacht denn die Parksituation ist so wie es sich der einsame Held der Landstraße wünscht: groß, staubig und untermalt vom sanften Hämmern der Preßluftabrißarbeiten gegenüber und schräg links (Danke, Maritim...äh war da was?). Apropos sich verfolgt fühlen, seit Beginn der Tour häufen sich die Merkwürdigkeiten auf Deutschlands Autobahnen (Danke, Adolf). Darauf das Benzin immer teurer und die Lohntüte immer schmaler wird muß wohl nicht mehr hingewiesen werden, sich als Konsequenz daraus aber zu Fuß in den fließenden Verkehr auf der A6 einzuordnen, dazu bedarf es schon einer gewissen Beratungsresistenz. Auf das gute alte „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ ist auch kein Verlaß mehr und so wird der Beschleunigungsstreifen der A3 scheinbar gerne mit dem Aldi kundenparkplatz an Freitagnachmittag verwechselt („Oh dahinten wird was frei, fahr nochmal zurück, Erwin!“)...symphatisch auch die jungen Leute auf der Autobahn nach Hamburg, welche nicht wie alle anderen zum sonntäglichen Marathon düsen, sondern fünfe gerade sein lassen und auf dem Seitenstreifen angrillen.
Nichts geht aber über den gemeinen Schandmaulfan. Der gemeine Schandmaulfan auf deutschen Autobahnen. Im 40 Tonner.
Wo der gemeine Trucker an sich schon zur sportlich konfrontativen Fahrweise, auch unter widrigen Witterungsbedingungen, neigt, ist der gemeine Schandmaulfantrucker quasi schon in einer Anderswelt. Da wird nicht nur kuschelig aufgefahren und zügig überholt, nein, da gibt’s überhaupt kein Halten mehr, da wird begeistert gelichthupt und geblinkt bis die Schwarte bzw. Leitplanke kracht. Während ich noch überlege wie das jetzt mit der stabilen Seitenlage nochmal genau war und zeitgleich aufblende um auch ja kein Detail zu verpassen (Danke, Multitasking), höre ich eine mir seltsam vertraute Stimme, die offenbar eindringlich mit jemandem spricht. Zwei Trucks, die mit gefühlten hundertzwanzig Sachen an uns vorbeidonnern, bringen mich wieder zur Besinnung. Gut von denen, schon mal voraus zu fahren und Alarm zu schlagen, das es hier gekracht hat, denke ich und merke in dem Moment das die Stimme von Martin kommt, der neben mir sitzt und mir mit leicht nervösem Blick aber alles in allem sehr gefasst zuprostet.
Für uns alle ein Erlebnis, das uns in stillen Momenten des Zweifels und der Einkehr, noch lange Wärme und Trost spenden wird.

Flo