Samstag, 5. Mai 2007

...So (oder so?) oder SOähnlich... oder so!

Wer in letzter Zeit hier gelesen hat, wird gemerkt haber, dass der Andy hier von seinem Trip mit ner anderen Kapelle berichtet hat... Sozusagen als Gruß an uns, die alle getrennterweise Shows in und um München gemacht haben...

Wer sich fragt, wer den vorherigen Eintrag geschrieben hat, das war der Sänger! ...ein Leben hat der...AUFREGEND!

Und jetzt?.... Jetzt ist die Tour endgültig vorbei, zum Abschluss der Leib und Seele Tour haben wir nochmal unsere Österreichischen Nachbarn besucht!
Die Austrianer sind alle sehr nett und hilfsbereit (damit meine ich die Hauscrews), der Fan an sich ist wie immer gut gelaunt, redet nur komisch! Aber der Bayer an sich redet ja auch lustig, daher ist der Dialekt an sich wohl bekannt!

Jetzt kommen dann die Festivals, ist ja auch ganz nett!

Vor allem sind wir jetzt froh, wieder mit eigener PA und Licht unterwegs sein zu dürfen, in den Hallen (vorallem in Deutschland) hängt nämlich erstaunlich oft dieser DB Audiotechnik und HK Audio Wahnsinn, der Einfach nie klingen will...
Auch Lichttechnisch kann man irgendwie nie das gewollte erreichen...

Ich danke hiermit mal all den Haustechnikern...Ihr habt auch nicht den leichtesten Job!

Was passiert heut noch? ....keine Ahnung, werden wir schon sehen!

Liebe Leser, auf bald, euer Martin

Fotos Salzburg direkt nach der Show


...der Bone mit Geweih! Merkwürdigerweise ist der auf der Bühne, muß aber ein Versehen gewesen sein!



..der Martin mit Frisur...

„Der Müßiggang“ oder „Die Entdeckung der Kurzweiligkeit gelebter Langeweile“

Wo er zu früheren Zeiten durchaus des Häufigeren, gerade von Dichtern und Denkern, Philosophen und Schriftstellern, gepflegt wurde, ist er heutzutage nahezu ausgestorben und musste einer hektischen Rastlosigkeit weichen. Es geht sogar soweit, dass dem zeitgenössischem Mensch, das Wissen um die korrekte Ausführung eines Müßigganges, nahezu völlig verloren gegangen ist. Die Frage, die sich berechtigter Weise dabei stellt: Warum? Und: Darf das sein? Die Antwort: Nein!

Ich habe es mir auf der letzten Tour zur Aufgabe gemacht, es wieder zu erlernen – die hohe Kunst des Genießens der langen Weile. Es war ein hartes Stück Arbeit und es hat mich volle zwei Wochen Zeit gekostet, aber es sei hier schon vorweg genommen: Es ist mir geglückt. Nach Ablauf der Tournee, am letzten Tourtag in Glauchau, habe ich es geschafft... doch dazu später. Erst will ich von meinem Weg zum Erfolg - von meinen Erfahrungen berichten.

Es begann damit, dass mir natürlich (wie jedem Menschen dieser Tage) das Wissen um einen korrekt ausgeführten Müßiggang fehlte, und sich somit als erstes die Frage stellte, wie man ihn wohl beginnt. Und mit dieser Fragestellung war ich in Wahrheit schon näher an der Lösung, als mir anfänglich bewusst war. Tatsächlich, war diese Überlegung nämlich schon eine Vorform der langen Weile, befand ich mich zur Antwortfindung doch gerade in meiner Koje im Nightliner, starrte an die Decke und beschäftigte mich eben minutenlang nur mit diesem Problem. „Wie beginne ich einen Müßiggang?“ dachte ich weitere Minuten, den Blick weiterhin auf die Kojendecke gerichtet, da bemerkte ich es: Ich hatte ihn schon längst begonnen!

In den nächsten Tagen, war meine Aufgabenstellung die Verfeinerung desselbigen. Dies gelang mir erstmals in Wilhelmshaven. Ich hatte – einer inneren Eingebung folgend – ein Packcase in die Mitte des Clubs geschoben, mich mit einem Redbull, sowie einem stillen Wasser und einer Schachtel Zigaretten versehen und mich darauf niedergelassen. So saß ich da und betrachtete das Treiben der Crew. Sonst nichts. Volle zwei Stunden lang. Ich saß einfach nur da und versuchte an nichts zu denken, was von bedeutender Wichtigkeit wäre. Und es gelang mir. Schließlich war der nächste Teilerfolg zu verbuchen. Anstatt aufkommende Langweiligkeit zu verspüren verfiel ich in den Zustand gelebter langer Weile. Der Blick fürs Detail schärfte sich außerordentlich. So war es denn plötzlich sehr spannend, den sich chaosartig verwirbelnden Zigarettenrauch zu beobachten, welcher meiner Zigarettenspitze entsprang. Das war so spannend, das ich über die Beobachtung gar das Rauchen vergaß.

So pflegte ich den Müßiggang auch in den folgenden Tagen. Ich wurde immer ruhiger und besonnener. Immer mehr fielen mir die wahren Großartigkeiten des Lebens auf. So wie zum Beispiel an diesem denkwürdigen Tag im Osnabrücker Hyde Park. Ich war in gewohnter müßigen Art und Weise vor der Bühne in Stellung gegangen, als mir auffiel, dass die Beobachtung des Zigarettenrauches in Wahrheit viel zu stressig und hektisch war. Mir fiel daraufhin ein Detail auf, welchem ich in meinem Leben bisher noch nie gesteigerte Aufmerksamkeit gewidmet habe – fast schon ein Frevel. Lasst euch berichten: Wenn man zum Frühstück ein Brötchen mit Kalbsleberwurst verspeist (auf keinen Fall sollte die Nuance der Trüffel innerhalb der Leberwurst unerwähnt bleiben), und dann einen Red Bull hinterher trinkt, ergibt sich beim gelegentlichen Aufstoßen der sich im Getränk befindlichen Kohlensäure, eine derartige Geschmackkomposition im Mund, deren Studium man gut und gerne 1,5 Stunden seiner Zeit widmen kann – was ich auch tat. Ihr bemerkt schon, ich kam meinem Ziel immer näher und es ist nun an der Zeit, über den erfolgreichen Ausgang meines Experimentes zu schreiben.

Es war, wie oben schon erwähnt, in Glauchau. Ich war mittlerweile mit meinen Versuchen schon so weit fortgeschritten, dass mir das Sitzen vor der Bühne an sich, schon zu hektisch und schnelllebig war. Ich saß mittlerweile alleine in der Mitte der Garderobe auf einem Stuhl und tat nichts. Rauchen, Essen, Lesen, Trinken – über all diese Dinge war ich mittlerweile hinweg. Es wäre alles viel zu aufwendig und stressig gewesen. Nein, ich saß nur da und betrachtete die verglaste Front des Kühlschrankes. Es tat sich nichts. Und während ich noch auf diesen, von langer Weile durchzogenen Gegenstand starre (im obersten Fach stand Red Bull, im Fach darunter standen nicht, sondern lagen (das ist wichtig) Wasserflaschen ohne Kohlensäure, und im untersten Fach befand sich der Becks-Vorrat für den Abend), kam der Durchbruch! Ich entdeckte das Detail, welches mir volle 45 Minuten entgangen war: In dem Kühlschrank, hinter den Red Bull – Dosen, befand sich eine lautlos rotierende, ventilatorartige Mechanik, welche die gekühlte Luft im Kühlschrank verteilte. Versteht ihr? Die Luft wirbelte wie verrückt durch den kleinen abgeschlossen Raum, der Kühleinheit – alles war in Bewegung! Man konnte diese Bewegung zwar nicht sehen, aber dennoch war sie da! Es war einfach großartig, glaubt mir! Über dieses kleine Wunder sinnierte ich weitere 120 Minuten auf dem Stuhl vor dem Kühlschrank, betrachtete die unsichtbare Bewegung vor mir, und war mir der Tatsache völlig bewusst, den Müßiggang gefunden zu haben.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

Thomas